Stele – Prieschendorf

Prieschendorf

Prieschendorf wird erstmals im Jahr 1230 im Ratzeburger Zehntregister als Dorf mit acht Höfen erwähnt. Eigentümer seit mindestens 1332 waren die Herren von Parkentin, ab 1750 die Familie von Eyben. Aus deren Konkursmasse erwarb 1815 Justizrat Moritz Christian Paepcke das Schloss Lütgenhof, den Flecken Dassow und das Bauerndorf Vorwerk sowie das Lehngut Prieschendorf nebst der Meierei Benedictenwerk, Flechtkrug mit der Schmiede und die Bauerngehöfte in Tramm.

1894 hatte Prieschendorf 79 Einwohner und war das größte Dorf des Paepckeschen Besitzes. Zum Dorf gehörten: ein Gutshaus, eine Kutschenremise, ein Pferdestall, ein großer Kuhstall (beide stehen heute noch), ein Schafstall, zwei große Scheunen, ein großer Speicher, eine Gärtnerei, eine Ölmühle sowie eine Ziegelei. Die Allee durch Prischendorf diente als „Hanseatenweg“ jahrhundertelang als Post- und Handelsstraße von Lübeck über Kirch-Mummendorf, Grevesmühlen, Wismar, Greifswald und weiter gen Osten. 1905 wurde eine Bahnlinie von Schönberg nach Dassow eröffnet. Diese überquerte nahe Prieschendorf die Stepenitz und war bis 1951 in Betrieb. Die Gleise wurden 1955 als Reparation für die Sowjetunion abgebaut, die Bahnbrücke Anfang der 1980er Jahre demontiert – wegen „Sicherung des Sperrgebietes“ an der deutsch-deutschen Grenze.

Bei Kriegsende 1945 flüchtete die Familie von Paepcke gen Westen. Im Oktober 1945 wurde im Zuge der Bodenreform auch dieses Gut durch die sowjetische Besatzungsmacht enteignet und teilweise an Neusiedler vergeben. 1948 brannte durch Funkenflug der Lokomotive die Scheunen ab. Das Gutshaus wurde dabei beschädigt, diente aber noch bis 1977 als Flüchtlingsunterkunft, Konsum, LPG-Büro, Kindergarten und Kino. Dann wurde es schließlich abgerissen.

Mit dem Beginn der Abschottung des SED-Staates ab 1952 lag Prieschendorf in der 5-km-Sperrzone der DDR. Alle Bewohner und Besucher benötigten nu eine polizeiliche Genehmigung für den Aufenthalt. Ebenfalls1952 begann in der DDR die oft zwangsweise Kollektivierung auf dem Lande. Bis 1960 mussten nahezu alle Siedler und Bauern einer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) beitreten. Viele flohen vor dieser Entwicklung in den Westen, auch eine Familie aus Prieschendorf. Sämtliche Gutshäuser und Schlösser übernahm der SED-Staat.

Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 vereinbarten die DDR und die BRD, dass die durch die sowjetische Besatzungsmacht erfolgten Enteignungen Bestand behielten. Frühere Gutseigner kauften danach teilweiseehemaligen Familien-Besitz zurück. Siedler und Bauern konnten nach auflösung der LPG zumeist wieder über ihr Land verfügen.

Heute führt auf dem ehemaligen Bahndamm ein Radweg von Dassow nach Schönberg. Dafür wurde 2001 eine neue Brücke über die Stepenitz errichtet, die auf den Widerlagern der Eisenbahnbrücke ruht. Die Stepenitz und ein Teil ihrer Umgebung sind seit 1990 Naturschutzgebiet.

(Text: Volker Jakobs und Angela Radtke)

„Moritz Christian Edler von Paepcke, Leben und Werk eines mecklenburgischen Ritterschaftlers und Edelmannes im 19. Jahrhundert“ von Claus Heinrich Bill, Owschlag Verlag, Owschlag 1997; „Mecklenburgische Vaterlandskunde“ von Wilhelm Raabe, 2. Aufl. von 1894; Archiv Heimatmuseum Dassow: Dassower Hefte.