Stele – Rosenhagen

Rosenhagen

Rosenhagen war im 16. Jahrhundert ein kleines Bauerndorf. Später entstand hier ein Meierhof, der 1842 zum Hauptgut erhoben wurde. 1867/68 ließ Gutsbesitzer Meno Rettich durch den Wismarer Architekten G. H. Thormann ein stattliches Herrenhaus errichten, 1892 wurden nochmals Veränderungen vorgenommen. Meno Rettich war ab 1893 Abgeordneter im Deutschen Reichstag zu Berlin. Um 1900 besuchte Kaiser Wilhelm II. gelegentlich den Besitzer von Rosenhagen, wenn er zur Travemünder Woche anreiste. Seine Yacht „Hohenzollern“ ankerte dann vor Rosenhagen.

Das Jahr 1945 brachte für Mecklenburg tiefgreifende Veränderungen. Im Herbst wurden, wie überall in der sowjetischen Besatzungszone, alle Güter enteignet, die größer als 100 Hektar waren; komplett und ohne Entschädigung. Zur gleichen Zeit kamen Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten nach Mecklenburg. Oft wurden diese Menschen in den enteigneten Herrenhäusern untergebracht. Ein Teil der Gutsäcker wurden aufgesiedelt und einige Familien erhielten ca. 5 ha Ackerland und 3ha Land als Bauernstelle. Die Neusiedler konnten sich unter großen Mühen kleine „Neubauernhöfe“ aufbauen, die man an den einfachen Satteldächern ohne Walm erkennt.

Nachdem die Flüchtlinge so wieder sesshaft geworden waren, blieben die meisten in ihren Dörfern, als diese ab 1952 in einer besonderen Schutzzone lagen und ab 1962 ein Sperrgebiet wie entlang der innerdeutschen Grenze eingerichtet wurde. Das Herrenhaus Rosenhagen wurde zunächst als Flüchtlingsunterkunft, Ferienheim sowie Konsum-Laden genutzt und 1976 wegen der Verschärfung der Grenzsicherungsmaßnahmen abgerissen. Reste der Stallung und Scheune sind noch zu erkennen.

Immer wieder unternahmen DDR-Bürger Fluchtversuche. Bereits im Vorfeld agierten jedoch die hauptamtlichen und die inoffiziellen Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit (Stasi), die Volkspolizei (Vopo) und freiwillige Helfer. Die meisten Fluchtversuche endeten tödlich oder im Gefängnis. Doch am 25. August 1963 gelang es einer 20-Jährigen aus Dassow mit Hilfe einer Unvorsichtigkeit der Grenzpolizisten beim Wachwechsel, durch das nicht verschlossenen Tor am Rosenhagener Strandzugang zu flüchten. Sie schwamm los und erreichte kurz vor der völligen Erschöpfung den Strand von Travemünde.

Nach 1990 wurden die Enteignungen von 1945 bis 1949 nicht rückgängig gemacht, doch konnten Alteigentümer teilweise ihr Land und oft auch die Gutsanlagen zurückkaufen. Heute zieht Rosenhagen mit seinem Naturstrand, einem Ferienhausgebiet und einem sehr beliebten Café Gäste aus Nah und Fern an.

(Text: Paul Holst und Peter Loek)