Stele – Vorwerk

Vorwerk

Hier am Ufer des Dassower Sees stehen Sie auf dem ehemaligen Kolonnenweg, auf dem die DDR-Grenzsoldaten Tag und Nacht patrouillierten, um Fluchten ihrer Bürger in den Westen zu verhindern. Am Ufer von Dassower See, Trave und Pötenitzer Wieck verlief der nördliche Abschnitt der innerdeutschen Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland. Der Dassower See gehört seit dem Mittelalter zu Lübeck, das Ufer dagegen gehörte zur DDR. Am 26. Mai 1952 errichtete die DDR-Führung ein Grenzregime entlang der ca. 1400 km langen innerdeutschen Grenze. Auch von Selmsdorf bis Steinbeck war ein 5km breites Sperrgebiet eingerichtet worden, dessen Sperranlagen nach und nach immer schwerer zu überwinden waren. Ein noch sichtbarer Rest davon ist der Kfz-Sperrgraben neben dieser Stele. Auch hier galt der Schießbefehl.

Vorwerk wurde bereits 1230 mit fünf Bauernhöfen im Ratzeburger Zentralregister erwähnt. Jahrhunderte lang war Mecklenburg größtenteils im Besitz der Landesherren und der Gutsbesitzer. Durch Landtausch des Edlen von Paepcke auf Schoss Lütgenhof mit dem Großherzog von Mecklenburg wurde das Gut Vorwerk 1910 eine Domäne. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten wurde sie 1932 mit Gutshaus, Scheune, Viehhaus, Pferdestall, Schafstall und drei Tagelöhnerkaten aufgesiedelt und an 14 Siedler verkauft. Für den Bau eines großen Zeugamtes für die Reichsluftwaffe der Nazis und einer Eisenbahnlinie bis zum Zeughaus in Pötenitz mussten die Siedler 1935 Ackerland abgeben. 1938 wurde Vorwerk nach Dassow eingemeindet.

1950 begann die DDR mit der Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Bis 1960 mussten alle Siedler Mitglied sein und ihr Land sowie Vieh einbringen. Aus Vorwerk flüchteten drei Siedlerfamilien in den Westen. Die Feldarbeit im 500-m-Schutzstreifen zwischen Metallgitterzäunen, Hundelaufanlagen und Beobachtungsturm erfolgte unter Aufsicht der Grenzsoldaten. Für den Ausbau der Grenzsicherungsanlagen ging wertvoller Ackerboden verloren. In den 1980er Jahren errichtete die LPG zehn Einfamilienhäuser und zwei Landwirtschaftshallen auf Siedlerland, ohne Entschädigung für die Siedler.

Nach der Wiedervereinigung 1990 konnten die Siedler wieder über ihr verbliebenes Land verfügen. Nach einem Rechtsstreit erhielten sie eine geringe Entschädigung für ihre von der LPG bebauten Flächen. Der Dassower See und der ehemalige Grenzstreifen sind auch heute für die Anwohner kaum nutzbar, dem dieses Gebiet steht als „Das Grüne Band“ unter Naturschutz.

*Hinweis: Informationstafel über Vorwerk in der Gutsanlage